Unter dem Motto „Starte Dein Projekt“ ging im „Haus der Industrie“ in Wien der 12. „Entrepreneurship Summit“ mit mehr als 1.000 Teilnehmenden – darunter zahlreichen Lehrer*innen und Schüler*innen von kaufmännischen Schulen, rund 200 Entrepreneure sowie Young Entrepreneure aus mehreren EU-Ländern – über die Bühne.
Die hochkarätig besetzte Diskussions- und Workshop-Veranstaltung wurde von Redner*innen wie der US-Botschafterin in Wien, Alexa Wesner, dem Doyen für Entrepreneurship Education Univ.-Prof. Günter Faltin, dem aus Oberösterreich stammenden und in New York tätigen Univ.-Prof. Christoph Winkler und dem „Finanzrebell“ Heini Staudinger, allen Ashoka Fellows Österreichs und einer ganzen Riga an Sustainable Entrepreneure wie Cloed Priscilla Baumgartner, dem CEO "Licht für die Welt" Rupert Roniger, der Floristin Eva Steiger, dem ökologischen Teppichreiniger Thomas van Stinissen, den Bio-Weinbau-Stars Eduard Tscheppe und Stephanie Tscheppe-Eselböck und dem Gründer des Biohof Adamah Gerhard Zoubek begleitet. Im Rahmen der Veranstaltung wurde u.a. der „Youth Start – European Entrepreneurship Award“ und das "eesi-Entrepreneurship Schule Zertifikat" verliehen.
In seinem Einleitungsreferat stellte Simone Baldassarri von der EU-Kommission den „Entrepreneurship 2020 Action Plan vor“. Ein Ziel der Rahmenvereinbarung ist es, Entrepreneurship an allen Schulen zu implementieren, beginnend in der Primarstufe. Entrepreneurship ist eine von acht Schlüsselkompetenzen für das Lebenslange Lernen, die für jede*n EU-Bürger*in in vielen Lebensbereichen wichtig ist. Entreperneurship umfasst jene Kompetenzen, die für die Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen für Gesellschaft und Markt zentral sind. In Österreich liegt mit dem Referenzrahmen für Entrepreneurship Kompetenzen und sein Set an Lehrer*innen-Fortbildungsangeboten ein Musterbeispiel für einen gelungenen Ansatz quer durch alle Bildungsstufen vor. Mit Entrepreneurship wird der Berufseinstieg erleichtert.
Univ.-Prof. Günter Faltin ist einer der stärksten Motoren einer emanzipatorischen Entrepreneurship Education. Sein kreativ-konzeptiver Ansatz zeigt, dass die Umsetzung einer Idee für jede*n möglich ist. Zentral ist, dass bei der Gestaltung des entrepreneurial design (Geschäftsmodells) die Integration von Komponenten anderer berücksichtigt wird. Für Faltin ist die Hauptursache für das Scheiten von Jungunternehmer*innen die Überlastungsfalle. „Hüten Sie sich vor der Überlastungsfalle! Sie können nicht alles allein machen und alles selbst wissen. Suchen Sie sich von Anfang an professionelle Begleitung und holen Sie fehlende Kompetenzen von außen in Ihr Unternehmen herein“, rät Faltin. Zudem lud der Entrepreneurship-Experte dazu ein, bisherige Konventionen in der Wirtschaft zu hinterfragen und der Idee der expansionistischen Ökonomie eine Absage zu erteilen.
In einer Podiumsdikussion mit der Salzburger Co-Working-Space-Unternehmerin Romy Sigl, der Wiener Hotelmanagerin Michaela Reiterer und dem Waldviertler Schuhfabrikanten Heini Staudinger ging es um den Sinn des Wirtschaftens und ein neues Bild von Work-Life-Balance. „Ich halte diesen Begriff für falsch“, so Reiterer, „er schließt aus, dass Arbeit überhaupt zum Leben gehört.“ Nach Staudingers Ansicht „ist unser Problem nicht die Arbeitslast, sondern die Sinnlosigkeit des Wirtschaftens in bestimmten Bereichen. Nur noch als Konsument*in wahrgenommen zu werden, macht krank.“
Univ.-Prof. Christoph Winkler, der nach einem Studium an der Linzer Kepler-Universität in die USA übersiedelte und dort in New York am Baruch College Entrepreneurship unterrichtet, stellte in einem von insgesamt 30 Workshops die aktuellen Lehrsysteme an vielen herkömmlichen Schulen und Universitäten in Frage. „Schüler*innen und Studierenden wird derzeit noch hauptsächlich beigebracht, wie sie Theorie lernen und bei der Prüfung wiedergeben. Sie lernen nicht, selbst nachzudenken, wie sie an eine Fragestellung herangehen und sie lösen können, wie sie sich dabei in Teams arrangieren und wie sie mit Risiko umgehen.“ Entrepreneurship Education bietet hier einen wichtigen Beitrag, der bereits bei Kindern beginnen kann, es wird damit eine potentialverstärkende Bildung gefördert.
Im Rahmen des diesjährigen Entrepreneurship Summit wurde der Youth Start-European Entrepreneurship Award verliehen. Mehr als 60 Young Entrepreneur*innen aus ganz Europa waren für diese Auszeichnung nominiert. Sie hatten bereits zuvor in ihren Heimatländern Ideen- oder Businessplanwettbewerbe gewonnen. In der Kategorie „Idee“ ging der Award an Anna Chirwado Sylvester aus Deutschland, in der Kategorie „realer Markt“ durfte sich das Team von Brace Yourself aus Irland über die Auszeichnung freuen. Freuen durften sich ebenfalls sieben österreichische kaufmännische Schulen und eine italienische Schule, die als Entrepreneurship Schule durch AL OStRin Katharina Kiss ausgezeichnet wurden. Damit ist die Zahl der zertifizierten Schulen auf rund 25 gestiegen.